Anton Bruckner – Frühe Orchesterwerke
(bearbeitet für Orgel)
Goll Orgel
Marktkirche Hannover
Seitensprung
Als Organist war Anton Bruckner zeitlebens hochgeschätzt. Wie sehr auch der große Symphoniker von „seinem“ Instrument beeinflusst war, demonstriert Rudolf Innig mit einem spektakulären Hörversuch: Frühe Orchesterwerke des spätberufenen Komponisten hat Innig in liebevoller Detailarbeit auf die Orgel übertragen. Das Ergebnis: frappant. Und orgelmäßig gut.
Generationenvertrag
39 Jahre alt war Bruckner, als er mit einigen Orchesterstücken und einer ausgewachsenen Sinfonie den zweijährigen Kompositionsunterricht beim zehn Jahre jüngeren Otto Kitzler abschloss. Die Werke zeigen bereits Bruckners Vorliebe für unregelmäßige Perioden, wie er sie auch in seinen Orgelimprovisationen eingesetzt hat, und die Bevorzugung von Sequenzierung an Stelle komplexer motivischer Verarbeitung.
Inanspruchnahme
So erhalten die „Drei Orchesterstücke“, die unter anderem Motive aus Beethovens Klaviersonaten verwenden, den typisch brucknerschen Tonfall; die so nahe liegende Stilkopie des klassischen Vorbilds vermeidet Bruckner mit großer Geste. Ausgedehnte Orgelpunkte, auch und besonders in der g-Moll- Ouvertüre, tun ihr Übriges, und in Innigs Orgeladaption erhalten die Gesellenstücke eine überzeugende Plausibilität.
Nachbarschaftshilfe
Rudolf Innig hat sich für sein Bruckner-Projekt die Goll-Orgel in der Marktkirche zu Hannover ausgesucht. Das viermanualige Instrument ist perfekt auf die Bedürfnisse des 19. Jahrhunderts abgestimmt und erlaubt auch Anleihen an die französische Klangästhetik. Hätte sich in Deutschland, analog zu Frankreich, eine romantische Orgelsinfonik entwickelt, hätte sie wohl so geklungen, wie Rudolf Innig hier seinen Bruckner präsentiert.
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