Albert Schweitzer

Albert Schweitzer als Organist

Auch 50 Jahre nach dem Tod von Albert Schweitzer ist sein Name in vielen Länder und in vielfältiger Weise präsent: Krankenhäuser, Schulen und Straßen sind weltweit - vor allem aber in Deutschland und Frankreich - nach ihm benannt; das von ihm 1927 gegründete Hospital in Lambaréné hat auch heute eine große Bedeutung für das Gesundheitswesen des Landes Gabun.

Die meisten Menschen verbinden mit dem Namen Albert Schweitzer den 'Urwaldarzt' und Gründer eines Krankenhauses in Afrika, viele erinnern sich an ihn als den Friedensnobelpreisträger, der mit seiner These der Ehrfurcht vor dem Leben weltweit ebenso Beachtung fand wie Nelson Mandela und Mahatma Gandhi mit dem von ihnen praktizierten gewaltlosen Widerstand oder Mutter Teresa, die für ihren selbstlosen Dienst an Armen, Kranken und Obdachlosen in Indien ebenfalls mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde. Unter Theologen ist der Name Albert Schweitzer auch heute noch als der Verfasser theologischer Standardwerke bekannt, und Musikern ist sein Name als konzertierender Organist und Bach-Biograph in Erinnerung...

Wenn man vor diesem Hintergrund Albert Schweitzers musikalischen Werdegang und seine spätere Laufbahn als konzertierender Organist betrachtet, fällt zunächst auf, dass er im Gegensatz zu seiner glänzenden akademischen Karriere nie an einem Konservatorium Musik studiert hat....

Auf Charles Marie Widors Empfehlung hin erhielt Albert Schweitzer bei zwei bekannten Pianisten in Paris (Isidor Philipp und Marie Jaëll-Trautmann) Klavierunterricht, was ihm eine pianistische Ausbildung ermöglichte. Aus allem resultierte ein 'privates Musikstudium', das intensiver war als es an einem öffentlichen Konservatorium in Straßburg möglich gewesen wäre. Erstaunlich bleibt, dass ihm später trotz seiner zeitintensiven und kräftezehrenden Tätigkeit als Arzt in Afrika eine internationale Karriere als konzertierender Organist gelang. Dies war nur deshalb möglich, weil er auch in Lambaréné in der Lage war, sein musikalisches Können aufrecht zu erhalten und weiter an seinem Orgelrepertoire zu arbeiten. Die Pariser Bachgesellschaft hatte ihm ein eigens für die Tropen gebautes Klavier mit Orgelpedal geschenkt und mit auf den Weg nach Afrika gegeben.

Und noch erstaunlicher ist es, dass er darüber hinaus auch als Musikschriftsteller, Herausgeber und Orgelbauexperte international bekannt und anerkannt wurde...                                                                                                         (Dr. Rudolf Innig)