Coesfeld, St. Jakobi-Kirche    Sonntag, 30. März 2025, 17.00 Uhr

 

Geistliches Konzert

 

                             Programm

 Antonin Dvořak               Biblische Lieder, Op. 99

(1841-1904)

1. Wolken und Dunkel sind um den Herrn (Ps. 97)

2. Sieh auf mich, denn Du bist mein Schirm und Schild (Ps. 119)

3. Gott, erhöre mein inniges Gebet (Ps. 55)

4. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln (Ps. 23)

 

Johann Sebastian Bach    Concerto G-Dur BWV 592

(1685-1750)

Allegro

Adagio

Vivace

Antonin Dvořak               Biblische Lieder, Op. 99

 5. Ein neues Lied will ich dir singen (Ps. 144 und 145)

6. Hör, o Vater, wie ich dich bitte (Ps. 61, 64 und 59)

7. An den Wassern zu Babylon saßen wir (Ps. 137)

 

Georg Friedrich Händel   Orgelkonzert G-Dur op. 4 Nr. 1, daraus:

(1685-1759)

Allegretto

 

Antonin Dvořak               Biblische Lieder, Op. 99

8. Wende dich zu mir und sei mir doch gnädig, Herr (Ps. 25)

9. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen (Ps. 121)

10. Singet dem Herrn ein neues Lied (Ps. 98)

 

Maximilian Kramer (Bariton), Rudolf Innig (Orgel)

 

                                                                                                                  Gedanken zur Musik

Im Zentrum des Konzertes stehen die Biblischen Lieder von Antonin Dvorak, ein Zyklus von 10 Liedern, den der Komponist im Jahre 1904 während seiner dreijährigen Tätigkeit als Direktor des Musikkonservatoriums in New York schrieb. Sie bilden einen Höhepunkt in Dvoraks umfangreichem Liedschaffen und zählen zu seinen schönsten künstlerischen Inspirationen. Dvorak kannte das Buch der Psalmen offensichtlich recht gut, denn die Auswahl der Psalmen und deren einzelner Verse zeigt eine sorgfältige Dramaturgie: Lieder mit ängstlichem oder bittendem Charakter wechseln mit dem Ausdruck von Zuversicht, und am Ende münden sie in überschwängliche Freude.

Der Liederzyklus beginnt mit einer apokalyptischen Vision: Wolken und Dunkel sind um den Herrn.. Seine Blitze erleuchten die Welt... Berge zergehen wie Wachs vor dem Herrn... . Dvorak verbindet diese Bilder des 97. Psalms musikalisch mit Gesten des Ab- und Einstürzens. Das zweite Lied bittet um Schutz und Hilfe Sieh auf mich, denn du bist mein Schirm und Schild... und spricht mit Ehrfurcht von der Größe der Macht Gottes, ein Gedanke, der im folgenden Lied mit den Worten Angstvoll schlägt das Herz in mir, mich packen des Todes Schrecken... intensiviert wird. Zuversicht erklingt dagegen in den bekannten Versen des folgenden 23. Psalms: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln... Dein Stab ist meine Stütze und immerdar mein Trost.

Das fünfte Lied beginnt mit dem Versprechen Ein neues Lied will ich dir singen..., das Dvorak danach mit den Worten des 59. Psalms Von nun an will ich singen und lobpreisen deine Huld am Ende variiert. Das siebente Lied blickt mit dem Text An den Wassern zu Babylon saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten... zurück auf das Exil der Israeliten in der babylonischen Gefangenschaft.

Mit der erneuten Bitte Wende dich zu mir und sei mir doch gnädig, Herr, denn ich bin einsam und elend... beginnen die letzten drei Lieder des Zyklus, danach folgt mit dem Ausdruck von Zuversicht Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von denen meine Hilfe kommt. Und am Ende stehen Freude und Gewissheit: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er hat Wunder an uns getan!

Das Programm wird ergänzt durch zwei kurze Orgelwerke von J. S. Bach und G. F. Händel. Beide verbinden mehrere biografische Gemeinsamkeiten: das Geburtsjahr, die Nähe ihrer Geburtsorte Eisenach und Halle oder ihr gemeinsames Schicksal der Erblindung am Ende ihres Lebens. Sie sind sich jedoch nie persönlich begegnet und Ihre Lebensläufe wie auch ihre Kompositionen sind denkbar verschieden: Während J. S. Bach in einer 'Musikerfamilie' in der Tradition der evangelischen Kirchenmusik aufwuchs und schließlich als Thomaskantor in Leipzig mit seinen weit über 200 Kantaten, Oratorien und Passionen die bedeutendsten Werke der evangelischen Kirchenmusik schuf, wurde der Arztsohn G. F. Händel in London durch seine 42 Opern, 24 Oratorien bekannt. Zugleich war er als Opernhausdirektor der erste 'freischaffende Künstler' in der Musikgeschichte, noch vor dem Entstehen der bürgerlichen Gesellschaft im 19. Jahrhundert.

Der hier erklingende letzte Satz aus dem Orgelkonzert op. 4 gehört zu einer Gruppe von sechs mehrsätzigen Konzerten, die Georg Friedrich Händel im Jahre 1735 schrieb, zumeist Umarbeitungen eigener Orchesterwerke. Sie waren von Händel als 'Intermezzi' für die Zuhörer in seinen langen Oratorien gedacht, zugleich als Bestätigung seines Rufes als herausragender Virtuose in London. Im 18. Jh. waren sie die am häufigsten gedruckten Werke überhaupt, und bis ins 20. Jh. wurden sie mehrfach für Orgel Solo bearbeitet. Die hier erklingende Fassung des letzten Satzes aus dem Konzert op.4 Nr. 1 stammt von dem niederländischen Komponisten Samuel de Lange (1840–1911), der Händels Musik im Geiste des 19. Jh. mit virtuosen Passagen und Kadenzen 'anreicherte'.

Auch für Johann Sebastian Bach war es selbstverständlich, eigene Werke umzuarbeiten oder Werke anderer Komponisten zu bearbeiten. Während seiner Zeit am Weimarer Hof (1708 – 1717) brachte ihm sein Kompositionsschüler, der ju

Im Zentrum des Konzertes stehen die Biblischen Lieder von Antonin Dvorak, ein Zyklus von 10 Liedern, den der Komponist im Jahre 1904 während seiner dreijährigen Tätigkeit als Direktor des Musikkonservatoriums in New York schrieb. Sie bilden einen Höhepunkt in Dvoraks umfangreichem Liedschaffen und zählen zu seinen schönsten künstlerischen Inspirationen. Dvorak kannte das Buch der Psalmen offensichtlich recht gut, denn die Auswahl der Psalmen und deren einzelner Verse zeigt eine sorgfältige Dramaturgie: Lieder mit ängstlichem oder bittendem Charakter wechseln mit dem Ausdruck von Zuversicht, und am Ende münden sie in überschwängliche Freude.

Der Liederzyklus beginnt mit einer apokalyptischen Vision: Wolken und Dunkel sind um den Herrn.. Seine Blitze erleuchten die Welt... Berge zergehen wie Wachs vor dem Herrn... . Dvorak verbindet diese Bilder des 97. Psalms musikalisch mit Gesten des Ab- und Einstürzens. Das zweite Lied bittet um Schutz und Hilfe Sieh auf mich, denn du bist mein Schirm und Schild... und spricht mit Ehrfurcht von der Größe der Macht Gottes, ein Gedanke, der im folgenden Lied mit den Worten Angstvoll schlägt das Herz in mir, mich packen des Todes Schrecken... intensiviert wird. Zuversicht erklingt dagegen in den bekannten Versen des folgenden 23. Psalms: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln... Dein Stab ist meine Stütze und immerdar mein Trost.

Das fünfte Lied beginnt mit dem Versprechen Ein neues Lied will ich dir singen..., das Dvorak danach mit den Worten des 59. Psalms Von nun an will ich singen und lobpreisen deine Huld am Ende variiert. Das siebente Lied blickt mit dem Text An den Wassern zu Babylon saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten... zurück auf das Exil der Israeliten in der babylonischen Gefangenschaft.

Mit der erneuten Bitte Wende dich zu mir und sei mir doch gnädig, Herr, denn ich bin einsam und elend... beginnen die letzten drei Lieder des Zyklus, danach folgt mit dem Ausdruck von Zuversicht Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von denen meine Hilfe kommt. Und am Ende stehen Freude und Gewissheit: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er hat Wunder an uns getan!

Das Programm wird ergänzt durch zwei kurze Orgelwerke von J. S. Bach und G. F. Händel. Beide verbinden mehrere biografische Gemeinsamkeiten: das Geburtsjahr, die Nähe ihrer Geburtsorte Eisenach und Halle oder ihr gemeinsames Schicksal der Erblindung am Ende ihres Lebens. Sie sind sich jedoch nie persönlich begegnet und Ihre Lebensläufe wie auch ihre Kompositionen sind denkbar verschieden: Während J. S. Bach in einer 'Musikerfamilie' in der Tradition der evangelischen Kirchenmusik aufwuchs und schließlich als Thomaskantor in Leipzig mit seinen weit über 200 Kantaten, Oratorien und Passionen die bedeutendsten Werke der evangelischen Kirchenmusik schuf, wurde der Arztsohn G. F. Händel in London durch seine 42 Opern, 24 Oratorien bekannt. Zugleich war er als Opernhausdirektor der erste 'freischaffende Künstler' in der Musikgeschichte, noch vor dem Entstehen der bürgerlichen Gesellschaft im 19. Jahrhundert.

Der hier erklingende letzte Satz aus dem Orgelkonzert op. 4 gehört zu einer Gruppe von sechs mehrsätzigen Konzerten, die Georg Friedrich Händel im Jahre 1735 schrieb, zumeist Umarbeitungen eigener Orchesterwerke. Sie waren von Händel als 'Intermezzi' für die Zuhörer in seinen langen Oratorien gedacht, zugleich als Bestätigung seines Rufes als herausragender Virtuose in London. Im 18. Jh. waren sie die am häufigsten gedruckten Werke überhaupt, und bis ins 20. Jh. wurden sie mehrfach für Orgel Solo bearbeitet. Die hier erklingende Fassung des letzten Satzes aus dem Konzert op.4 Nr. 1 stammt von dem niederländischen Komponisten Samuel de Lange (1840–1911), der Händels Musik im Geiste des 19. Jh. mit virtuosen Passagen und Kadenzen 'anreicherte'.

Auch für Johann Sebastian Bach war es selbstverständlich, eigene Werke umzuarbeiten oder Werke anderer Komponisten zu bearbeiten. Während seiner Zeit am Weimarer Hof (1708 – 1717) brachte ihm sein Kompositionsschüler, der junge Prinz Johann Ernst von seinen Auslandsreisen mehrfach Partituren neuer Orchesterwerke mit. Für J. S. Bach, der selbst nie im Ausland war, wurden vor allem die Konzerte Antonio Vivaldis mit ihren mehrsätzigen Formstrukturen eine so faszinierende Entdeckung, dass er einige von ihnen für Orgel Solo oder als Cembalokonzerte (zum familiären Gebrauch) umschrieb. Dem hier erklingenden Concerto G-Dur liegt ein Violinkonzert des Prinzen Johann Ernst zugrunde, und es ist natürlich kein Zufall, wenn diese Bearbeitung für Orgel aufgrund der Genialität des 'Bearbeiters' heute bekannter ist als das Original des ursprünglichen Komponisten.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               (Dr. Rudolf Innig)